Einleitung

Das moderne Hochschulumfeld bringt eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich. Insbesondere, wenn es um die effiziente Nutzung von Ressourcen und die soziale Vernetzung der Studierenden geht. In einer Zeit, in der digitale Lösungen den Campusalltag erleichtern sollen, stehen Studierende oft vor Hindernissen wie unklare Raumverfügbarkeit, fehlende Orientierung im Gebäude oder Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme mit Mitstudierenden.

Das Ziel von DIREKT ist es, diese Herausforderungen zu überwinden und eine innovative Plattform zu schaffen, die das Campusleben für Studierende bereichert und Ressourcen optimal nutzt.

Research

Benchmarkanalyse

In der Analyse von bestehenden campusorientierten Apps wurde deutlich, dass viele der vorhandenen Lösungen die Bedürfnisse der Studierenden nur unzureichend abdecken.

Bezüglich der Verfügbarkeit von Informationen zur Gebäudeorientierung, zur Infrastruktur der einzelnen Räume in Schulen sowie der sozialen Vernetzung habe ich drei bestehende Hochschul-Apps aus der Region Zürich analysiert:

Benchmarkanalyse der UZH Now App.
Benchmarkanalyse der ETH Zürich App.
Benchmarkanalyse der SML Info ZHAW App.

Branchen-Insights

Portrait von Mathias Wellig
Mathias Wellig
CEO von Ubique

Ich hatte die Gelegenheit, mit einem Branchenkenner über Indoor Mapping an Hochschulen zu sprechen und habe dabei spannende Einblicke in ein Themenfeld voller technischer Möglichkeiten erhalten. Mathias Wellig, CEO von Ubique, verfügt über langjährige Erfahrung und Expertise in der Entwicklung von Apps für Hochschulen und beliebten Karten-Apps in der Schweiz.

Einige Themen aus dem Gespräch:

Interaktive Indoor-Karten
Moderiertes Crowdsourcing zum Sammeln von Informationen
Durch Standortfreigabe Daten sammeln
Standort mit Mitstudierenden teilen
Labelling von Räumen
Heatmap von der Raumverteilung
Sitze mit Sensor für Belegungsanzeige
Freigabe mit Geofencing

Interviews

Um herauszufinden, wo das «wirkliche» Problem liegt und um zu verstehen, wie es anderen Studierenden geht, habe ich mit drei potentiellen Nutzern meiner App-Idee gesprochen und sie nach ihren Bedürfnissen im Studienalltag gefragt. Die Studierenden gehen an die ETH, ZHAW und die Schule für Gestaltung Zürich und befinden sich in unterschiedlichen Phasen ihres Studiums.

Wichtige Erkenntnisse aus den Interviews:

Bedarf an klaren Rauminformationen

Detaillierte Informationen über Ressourcen und Infrastruktur von Räumen, interaktive Karten und Bilder werden als wesentlich erachtet.

Soziale Vernetzung

Das Bedürfnis, soziale Kontakte zu knüpfen und sich aufgrund gemeinsamer schulischer Interessen zu vernetzen, ist stark ausgeprägt.

Datenschutz und Sicherheit

Die Sicherheit persönlicher Informationen und Standortdaten ist für alle Befragten von hoher Bedeutung.

Interesse an Crowdsourcing

Alle Befragten sind offen für die Idee des Crowdsourcing, zur Zusammenarbeit bei der Verbesserung von Infrastrukturdaten.

Raumbuchung

Interesse an einfachen Raumreservations-Funktionen und klaren Informationen
über Raumverfügbarkeit ist vorhanden.

Raumorientierung
und -nutzung

Alle Befragten haben Schwierigkeiten bei der Identifikation und Nutzung von Räumen erlebt.

Zielgruppe & Rollen

Auf der Grundlage meiner Recherchen habe ich eine Zielgruppe definiert, die meine Plattform nutzen wird. Dazu habe ich vier Rollen definiert, die auf der Plattform stattfinden werden. Diese Arbeit konzentriert sich im Wesentlichen auf die Rolle der Studierenden.

Zielgruppe:

Geografisch
  • Schweiz

  • Hochschulstädte

Demografisch
  • 18–35 Jahre alt

  • Studierend

  • Kein bis mittleres Einkommen

Psychografisch
  • Offen dafür, 
neue Dinge auszuprobieren

  • Extrovertiert (Networking-Funktion)

  • Introvertiert (Navigations-Funktion)

Verhalten
  • Informiert

  • Effizient

  • Analytisch

  • Sicherheitsbewusst

Rollen:

Studierende
  • Suchen Räume und Instituten, um zu lernen und Gruppenarbeiten zu machen.

  • Nutzen die Navigationsfunktion, um sich auf dem Campus zurechtzufinden.

  • Teilen Erfahrungen und Informationen über die Campus-Infrastruktur.

  • Vernetzen sich mit anderen Studierenden für gemeinsame Aktivitäten und Lerngruppen.

Dozierende
  • Verwenden die App zur Raum- und Institutssuche.

  • Teilen Erfahrungen und Informationen über die Campus-Infrastruktur.

  • Vernetzen sich mit anderen Dozierenden für gemeinsame Aktivitäten.

Campus-Admin
  • Verwalten Benutzerkonten und Zugriffsrechte.

  • Kommunizieren Anforderungen, Rückmeldungen und Probleme an den Plattformbetreiber.

  • Überwachen die App-Nutzung auf dem Campus.

  • Bieten Unterstützung für effektive App-Nutzung.

  • Halten sich über neue Funktionen und Entwicklungen auf dem Laufenden.

  • Moderation der veröffentlichten Beiträge und Meldungen.

Plattformbetreiber
  • Verwalten und betreiben die Campus-App-Plattform.

  • Konfigurieren und warten die technische Infrastruktur.

  • Gewährleisten Sicherheit und Datenschutz.

  • Bieten Support und technische Hilfe für Campus-Administratoren.

  • Überwachen die Plattformleistung und führen regelmässige Updates durch.

User Journey Map

Um den Weg eines Studierenden bei der Raumsuche besser zu verstehen, habe ich diesen in einer User Journey Map dargestellt und daraus Möglichkeiten definiert. Diese zeigen das Potenzial auf, die User Experience an den aktuellen Schwachstellen auszubauen und zu optimieren.

Szenario:

Ein Student, startet seine erste Woche an der Hochschule. Aufgrund der unklaren Anweisungen findet er es schwierig, sich im Gebäude zurechtzufinden. Er verbringt zusätzliche Zeit damit, nach Klassenzimmern zu suchen, und fühlt sich unsicher, wenn er neue Orte erkundet.

User Journey Map: 
1. Trifft im Gebäude ein (:I)
2. Suche nach Klassenzimmer (:()
3. Holt sich im Sekretariat Hilfe (:I)
4. Auf dem Weg zum Klassenzimmer (:()
5. Klassenzimmer gefunden (:))

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der User Journey Map:

Interaktive Karten-App mit Echtzeitnavigation für den optimalen Weg
Hinweise über Zugänglichkeit in der interaktiven Karten-App während Live-Navigation
Automatisch aktualisierte Raumauslastung

Designprozess

Konzept

Bevor ich in den Designprozess eintauchte, war es mein Ziel, einige grundlegende konzeptuelle Fragen zu klären und meine Idee nochmals zu challengen, um spätere Unklarheiten zu vermeiden. Im Folgenden sind einige dieser Fragen zusammen mit den entsprechenden Antworten.

Interesse an Crowdsourcing

Die Plattform bietet eine Lösung für die Organisation und Optimierung des Campuslebens für Studierende. Dazu gehören Funktionen wie die Suche nach Räumen, die Vernetzung mit Kommilitonen und andere Features, die den Studierenden dabei helfen, das Beste aus ihrem Hochschulerlebnis herauszuholen.

Wo wird die Plattform benutzt?

Die Plattform wird auf dem Gelände einer Hochschule oder Universität verwendet. Bei Zusammenarbeit mehrerer Bildungs-Institutionen können auch übergreifende Angebote und Informationen angezeigt werden, um die Vernetzung über die eigenen Standorte hinaus zu fördern.

Was ist der USP der Plattform?

Das Alleinstellungsmerkmal der Plattform liegt in der umfassenden Integration von effizienter Raumplanung, sozialer Vernetzung und einem benutzerfreundlichen Navigationssystem. Diese Lösung positioniert die Plattform als Tool für Studierende zur Verbesserung ihres Schulalltags. Integration des Stundenplans kann in späteren Versionen erfolgen.

In welcher Form gibt es diese Plattform?

Die Plattform existiert in Form einer mobilen App für iOS und Android. Benutzer können
sie aus dem App Store oder Google Play Store herunterladen. Ein Admin-Board für die Campus-Admins ist über eine Website erreichbar.

Sitemap

Um die verschiedenen Bedürfnisse in spezifische Funktionen zu zerlegen und weiter zu verfeinern, habe ich eine Sitemap erstellt. Diese zeigt die Bestandteile, wie logische Abfolgen und Verlinkungen der App, auf.

Zu beachten ist allerdings, dass die Funktionen auf den einzelnen Screens im Laufe des Designprozesses zum Teil noch angepasst oder verschoben wurden.

Sitemap der DIREKT-App in der Anfangsphase.

User Flows

Als Arbeitsgrundlage für den Designprozess habe ich drei User Flows der zentralsten Funktionen erstellt, die in schriftlicher Form zeigen, wie sich der Benutzer mit einem bestimmten Ziel durch die Anwendung bewegt.

User Flow 1
Suche nach einem Raum für Gruppenarbeit.
User Flow 2
Suche nach dem schnellsten Weg zum Klassenzimmer.
User Flow 3
Kontakt herstellen mit anderen Studierenden.

Low-Fidelity & erstes Testing

Mit dem Low-Fidelity-Prototyp habe ich ein Usability-Testing durchgeführt, um frühzeitig herauszufinden, welche Interaktionen mit der Applikation gut funktionieren und welche noch überarbeitet werden müssen. Dieser bestand aus vier Szenarien und wurde mit drei Testpersonen durchgeführt.

Einfacher Einstieg. Problem: Für Testpersonen war unklar wohin man bei der Startscreen-Suche kommt und was die Eingabemöglichkeiten sind.
Lösung: Shortcuts mit den Raumkategorien und die Filter-Funktion geben zu Beginn schon mehr Auswahl.
Zeitauswahl. Problem: Auch wenn inaktiv, war der Zeit-Regler irritierend für die Testpersonen.
Lösung: Ich habe den Zeitregler durch 2 Zeitfelder mit Platzhaltertext ersetzt, um einen Zeitbereich festzulegen. Der erste dient als Startzeit und der zweite als Endzeit.
Fehlender Button. Problem: Bei der Infrastruktur waren die Testenden «gefangen», ohne Speichern Button.
Lösung: Ein Button mit «Abbrechen» und «Speichern» half, die Änderung in der Infrastruktur abzuschliessen.

Design System

Die App präsentiert sich in einem modernen, jugendlichen Design mit klaren Kontrastfarben wie Dunkelgrün und Blau. Blau dient als klare Navigationsfarbe, während das dezent eingesetzte Zitronengelb für Frische und Einzigartigkeit sorgt. Hierarchisch klare CTAs und eine unterstützende Typografie erleichtern dem Nutzer die Navigation.

3D Scene Ersatz von iPhone Mockups.

High-Fidelity & zweites Testing

Das Feedback aus der ersten Runde war bereits sehr hilfreich im Bezug auf die Allgemeine Benutzung der App. Ein weiteres Testing im High-Fidelity-Status erwies sich jedoch als äusserst nützlich. Dadurch konnte ich wichtige Erkenntnisse über den richtigen Einsatz von Farben und das Verhalten der Bottomsheets gewinnen.

Gewichtung der Einfärbung. Problem: Bei der Auslastungs-Anzeige war nicht klar was der Balken genau anzeigt. 
Lösung: Grund dafür war die Reihenfolge der Einfärbung des Auslastungs-Balken.
Blau = Navigation. Problem: Die inkonsequente Zuweisung der Button-Farben störte das Gesamtbild und die Gewichtung von Themen in der App.
Lösung: Navigations-Buttons sind nun blau, globale Buttons dunkelgrün mit zitronenfarbener Schrift. Primäre und sekundäre Buttons sind klarer definiert.
Bottomsheets. Problem: Die Bottomsheets waren nicht klar als solche erkennbar, was die logische Bedienung einschränkte.
Lösung: Mit Griffen an den oberen Enden, wurden Bottomsheets klar erkennbar und somit auch zur Detailansicht hochgezogen.
«DIREKT navigiert und vernetzt – die App, die den Campus-Alltag mühelos gestaltet.»

Endprodukt

Die App

Das Endprodukt schafft die ideale Schnittstelle zwischen den Bedürfnissen der Studierenden und den Anforderungen des Campuslebens. Die App ermöglicht es den Nutzern, effizient durch den Studienalltag zu navigieren, sich mit anderen Studierenden zu vernetzen und Ressourcen optimal zu nutzen. Die App bietet einen klaren Überblick über die Verfügbarkeit von Räumen und fördert soziale Interaktionen. Innovative Funktionen wie die Indoor-Navigation und das Teilen von Informationen machen die App zu einer unverzichtbaren Plattform für ein optimiertes Campusleben.

Onboarding

Beim Öffnen der App sind ein paar Informationen zur App zu sehen, danach erscheint direkt das Login-Formular. Sind die Felder vollständig ausgefüllt, kann schon losgelegt werden.

Route zum Hörsaal

Den schnellsten Weg zum Hörsaal finden, wird zum Kinderspiel. In der Suche den Namen des Hörsaals eingeben und die Navigation starten. Zusätzlich enthält die Indoor-Navigation einen Bereich zur Überprüfung der Barrierefreiheit, um sicherzustellen, dass alle Studierenden die Campus-Ressourcen barrierefrei nutzen können.

Zimmer finden und teilen

Wird ein Lernraum für eine Gruppenarbeit benötigt, kann durch die Filteroption gezielt nach Räumen gesucht werden, die genügend Platz bieten. Ist der perfekte Raum gefunden, lässt sich dieser einfach mit der Gruppe teilen.

Änderungen melden

Um die Informationen zu Räumen und Instituten auf dem neuesten Stand zu halten, nutzt die App Crowdsourcing. Verfügt ein Raum über weniger Infrastruktur als angegeben? Mit einer Meldung auf der Seite der Rauminformation, kann die Infrastruktur einfach ergänzt und von den Campus-Administratoren bestätigt werden.

Beitrag posten

Im Treffpunkt-Bereich eine Lern-Session planen oder doch lieber einen Spaziergang zum Kaffee holen initiieren? Mit nur wenigen Klicks kann ein Beitrag erstellt werden, um sich mit anderen Studierenden zu vernetzen.

Treffen vereinbaren

Anstatt den Mittag allein zu verbringen, die Filterfunktion nutzen, um geplante Treffen zu einer bestimmten Uhrzeit anzuzeigen. Passendes Treffen gefunden? Mit einem Klick auf «Teilnehmen» die Mittagspause mit anderen Mitstudierenden verbringen und so eine lebendige Campus-Community fördern.‍

Kontakte suchen

Nach einem Treffen weiterhin in Kontakt bleiben? In den Kontakten kann einfach nach registrierten Kontakten der Universität gesucht werden. Wenn die Person die Kontaktdaten sichtbar gemacht hat, können die Informationen einfach kopiert werden.

Admin Dashboard als Mockup auf einem Desktop-Screen.
Adminboard

Die Admins des Campus können über das browserbasierte Adminboard Benutzerkonten und Zugriffsrechte verwalten, Meldungen bearbeiten und das Nutzerverhalten und die Raumnutzung analysieren.

Diplomarbeit von

Flavia Bachmann

Mentoriert durch

Nina Diem

Bildungsgang

Dipl. Gestalterin HF, Fachrichtung Kommunikationsdesign mit Vertiefungsrichtung Interaction Design

Schule für Gestaltung Zürich

Externes Material

Illustrationen: Wierdy Illustrations von piqodesign

Profilbilder: Image Creator von Microsoft Designer

Icons: Material Design

Fonts: Unbounded und Space Grotesk

Spline iPhone Mockup: Spline Community, @tanyadizone

Bildschirm Mopckup:
Freepik von Graphictwister

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